Der Rebound

Heute also ein etwas aufhellender, erfrischender Post in Zeiten solch tragischer Eifersucht.
Jeder beneidet jeden um alles und übersieht dabei was er schon hat. Deshalb entsteht überall Misstrauen und Verrat.
Ja, wie ihr vielleicht bemerkt habt war heute der mit Abstand schlimmste Tag seit langem. Heute ist mir absolut nichts gelungen.
Außer der Sache mit dem Rebound...

Schon seit 2 Wochen quält uns unser grausamer Sportlehrer uns durch das Gebiet "Basketball". Wobei ich vermutlich die einzige in der Klasse bin, die so empfindet. Ja, in einer Klasse in der viele Jungen in einem Basketballteam spielen sollte man nichts falsches gegen ihren Lieblingssport sagen.
Aber jeder der jemals das Pech hatte mich spielen zu sehen, kann sicher verstehen warum ich schon beim Gedanken daran einige nicht unbedingt damenhafte Worte gebrauche.
Ich bin ja eigentlich ein positiver Mensch, der sich am Leben erfreut.
Basketball ist ein positives Spiel das die Lebensfreude fördert.
Und jeder der in Physik aufgepasst hat weiß das positiv und positiv sich abstoßen.
Ich hasse Basketball und Basketball hasst mich.

Als unser Sportlehrer heute ankündigte "Wir spielen jetzt richtig." schlug meine Laune am absoluten Nullpunkt auf.
- 272° C.
Kein Teilchen bewegt sich jetzt mehr.
"So Brötchen und du gehst in Mannschaft 3."
Wie ein geprügelter Hund trottet ich zu meinem Mannschaftskapitän bei dem ich schon einmal gespielt hatte. Er begrüßte mich mit einem "Einfach die Bälle fangen, dann geht alles gut."
Auch T.,L. und Markus hatte man in unsere Mannschaft geschickt. Bis auf Markus waren alle skeptisch.
"He, das wird schon nicht so schlimm." sagte er zu mir.
Das stimmt. Es wird noch viel schlimmer.
Doch ich verkniff mir diesen Kommentar, was mich jede Unze meiner heute sowieso schon geringen Selbstbeherrschung kostete.
Um es kurz zu machen: Es wurde schlimm.
Ich durfte einen Korb  werfen, aber das war heute auch schon meine größte "Leistung". Alle Jungen standen um mich rum und meinten nur "Ja, wirf mal."
Ich hasse Basketball.
Und das obwohl meine Mannschaft wirklich tolerant war. (An dieser Stelle sage ich mal nichts zu Mannschaften in denen ich früher schon spielen musste und die mit statt Unsportlichkeit einfach unterstellt hatten das ich sie einfach nur auf die Palme bringen wollte. Was ich übrigens auch geschafft habe.)
Doch irgendwann wurde dann unser letztes Spiel eingeläutet.
Mittlerweile war ich kaum noch in der Lage zu rennen.
Also blieb ich einfach in der Nähe unseres Korbes stehen, als die Gegenmannschaft wieder angriff.
Was dann passierte lässt sich kaum beschreiben.
Aus einem Gewirr von Händen und einigen miesen Tricks gelang es ausgerechnet mir den vom Korb zurückgeprallten Ball zu fangen.
"Hier rüber!" rief es schon etwas weiter hinten.
Und schon war der Ball wieder weg.
Etwas verdutzt sah ich mich um. Das zweite mal das ich den Ball bekommen hatte.
Und kein 2 Köpfe größerer Junge hatte mich diesmal umgerannt.
Huh... es passieren doch noch Wunder.
Zu der selben Erkenntnis schien auch T. gekommen zu sein der nicht weit von mir entfernt war und mich mit den Worten "Du hast den Rebound gefangen! Geile scheiße..." angrinste, bevor er den anderen hinterherrannte. Da war aber jemand ziemlich stolz auf sich. Schließlich hatten er und zwei andere Jungen in den letzten Sportstunden versucht mir einige Tricks beizubringen, damit ich das Spielen überleben konnte.
Was sich offenbar grade bezahlt gemacht hatte.
Fuck, yeah! 
Man, ich hab den Rebound gefangen!

Aus dem Augenwinkel sah ich grade noch etwas Hochhausähnliches auf mich zukommen.
Eine Dampfwalze traf mich an der Seite und schon lag ich wieder am Boden.
Über meinen zusammengekauerten Körper stieg unsere Klassensprecherin mit den Worten "Zu mir!" hinweg und verpasste mir unabsichtlich einen Tritt in den Rücken, als sie - mittlerweile in Ballbesitz- unseren Korb angriff.

Die ganzen Basketballprofies haben einen schlechten Einfluss auf unseren Umgang mit Gegnern.

Eifersucht ist eine Leidenschaft,
die mit Eifer sucht was Leiden schafft.